Regattabericht: Die EM 2022 der 2.4mR Klasse in Quiberon

von Michi Kern
Die Teilnehmer/-innen aus Deutschland

Nach einer 14 stündigen Anreise erreichte ich am Freitagabend gegen 18:00 Uhr Quiberon. Am Samstag 14.05.2022 erfolgte der Aufbau des Bootes. Nach der Vermessung und dem Kranen in der „Ecole Nationale de Voile et des Sports Nautique“ wurden die Boote in den „Port Haliguen Quiberon“ geschleppt, dort wurden extra Liegeplätze für die 2.4mR freigemacht, die sehr gut zugänglich waren, bzw. perfekt von dem Orga-Team präpariert wurden.

Insgesamt kamen 38 Segler aus 11 Nationen, um den begehrten Titel zu erobern. Aus Deutschland waren 12 Segler und Seglerinnen angereist. An fünf Wettfahrtagen bei sonnigem Wetter und Wind vom 8 – 22 Knoten fanden insgesamt acht Wettfahrten statt. Zehn Wettfahrten wahren ausgeschrieben, aber an einem Tag konnte wegen Windmangels nicht gesegelt werden. Der Wind war trotz unterschiedlichen Windstärken sehr konstant, aber die starke Strömung durch Ebbe und Flut forderte den Seglern einiges ab. Für die Luv-Tonne wurden manchmal mehrere Anläufe benötigt.

Am letzten Segeltag ging es dann im Finale richtig zur Sache. Im Schlussspurt segelte Heiko Kröger zu Bronze.

Damien Seguin (FRA), Megan Pascoe (GBR), Heiko Kröger (GER)

Mit drei Tagessiegen, zwei zweiten, zwei dritten und einem vierten Rang war es die Britin Megan Pascoe, die sich bei der 2.4-mR-Europameisterschaft im französischen Revier vor Quiberon gegen eine starke internationale Flotte mit 44 gemeldeten und 38 startenden Teilnehmern durchsetzen konnte. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich meinen Titel wiederhabe. Es war ein harter Wettbewerb, insbesondere gegen Leute wie Damien und Heiko und weitere Segler mit unglaublichen Karrieren. Wir müssen das Segeln wieder in die Paralympics bekommen – das ist einfach ein wunderbarer Gipfel unseres Sports.“ Für die 36-Jährige ist es bereits der dritte EM-Titel nach 2013 und 2016.

Sie verwies mit Damien Seguin einen prominenten Vendée-Globe-Skipper und zweimaligen Paralympics-Gewinner auf Platz zwei. Auch der reagierte fröhlich auf EM-Silber: „Ich lag am Ende nur zwei Punkte hinter Megan. Das ist doch nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich drei Jahre nicht an 2.4-mR-Regatten teilgenommen habe.“ Stattdessen hat der Mann, der mit einer Hand auf die Welt kam, eine mitreißende Vendée Globe absolviert und sein erstes Solo um die Welt als herausragender Siebter beendet.

EM-Bronze holte sich in Frankreich Heiko Kröger vom Norddeutschen Regatta Verein. Der Paralympics-Sieger von 2000 katapultierte sich nach leichtwindiger Woche am Finaltag in frischen 20 Knoten Wind in bester Segellaune mit einem Tagessieg und einem zweiten Rang noch aufs Podium. „Damit bin ich zufrieden“, sagte der 2.4-mR-Könner. Mit einem Augenzwinkern und Blick auf seine beiden Dauerrivalen, die er schon so oft schlagen konnte, fügte er hinzu: „Megan und Damien können es halt auch ganz gut.“ Nach den zuvor oft flauen Bedingungen und zwei Rennen mit zu viel Seegras am Kiel, war Kröger am Ende versöhnt mit dem Podestplatz. Dass es am Finaltag endlich flotter über den Parcours ging, stimmte ihn froh: „Heute konnte ich den Schrubber endlich mal über den Teich heizen.“ Heiko Krögers EM-Fazit fiel positiv aus: „Es waren gute Wettfahrten, es war ein gutes Feld, und es herrschte gute Stimmung.“ Die herausragende Inklusivität der anspruchsvollen Ein-Personen-Kielbootklasse hat auch diese Europameisterschaft demonstriert: 16 Parasegler und -seglerinnen sowie 28 ohne Handicap wetteiferten miteinander um die EM-Krone. Und das bereits zum elften Mal. Den anhaltenden Reiz der Klasse machen für viele der anspruchsvolle Segeltrimm sowie die taktischen und strategischen Herausforderungen aus.

Somit standen bei der Siegerehrung der Para-Segler die gleichen drei Sieger wie bei der Gesamtwertung auf dem Treppchen. Vielleicht sollte man sich für die Zukunft überlegen, eine gesonderte Wertung für „nicht- Para-Segler“ einzuführen!

Der 5. und der 2., Kalle und Damien

Von den insgesamt 12 Segler/-innen aus Deutschland erreichten weiterhin Karl Dehler einen 5. Platz, Ulli Libor einen 7. Platz, Michael Jakobs einen 13. Platz, Lutz-Christian Schröder einen 18. Platz, Martin Koller einen 19. Platz, Moritz Jakobs einen 22. Platz, Karin Hofmann einen 23. Platz, Dirk Clausen einen 32. Platz, Michael Kern einen 34. Platz, Stefan Volkmann einen 36. Platz und Sabine Clausen einen 37. Platz. Nicht zu vergessen unser Schweizer KV-Mitglied Urs Infanger auf dem 8. Platz.

Nur den deutschen 2.4-mR-Seglern gelang es, mit gleich drei Startern in die Top Ten vorzudringen, in der sich in der Endabrechnung sieben Nationen vereinten. Mit Moritz Jakobs (14 Jahre) und Ulli Libor (82 Jahre) stellte das Team aus Deutschland den jüngsten und den ältesten Teilnehmer.

Die Veranstaltung war von Anfang bis zum Schluss sehr gut organisiert und ein schönes Event. Fazit, eine gute Regatta in einem guten Revier, organisiert von einem tollen Orga-Team.

Der Kampf ums paralympische Comeback:
mit der Kampagne #BacktheBid in den Endspurt

Die 2.4 zählt zu den drei Klassen, mit denen der Weltsegler-Verband World Sailing für das Comeback des Segelsports bei den Paralympics kämpft. 2016 in Rio de Janeiro waren die paralympischen Segler zuletzt dabei, in Japan im vergangenen Jahr nicht mehr. „Es sind jetzt noch 45 Tage, bis wir unseren Antrag zur Wiederaufnahme ins paralympische Programm beim Internationalen Paralympischen Komitee einreichen“, sagte World-Sailing-CEO David Graham, „hier bei dieser Meisterschaft so viele Parasegler zu sehen, das ist sowohl sensationell als auch inspirierend. Der Segelsport hat die Kraft, hochleistungsfähige Athleten mit weitreichenden körperlichen und sensorischen Fähigkeiten zusammen zu bringen, und ist eindeutig eine herausragende Plattform im globalen Sport.“

Mit der Kampagne #BacktheBid kämpfen der Weltseglerverband und viele namhafte Segler gemeinsam für das Comeback bei den Paralympics 2028 in Los Angeles.
Hier geht es zur Kampagnen-Seite (bitte anklicken!) .

Der zehnmalige Weltmeister Heiko Kröger, der sich als Präsident der Internationalen 2.4mR Klassenvereinigung und als Mitglied im Athleten-Komitee des Weltverbandes für die paralympische Wiederauferstehung des Segelsports einsetzt, sagt: „Wir wissen, dass das Internationale Paralympische Komitee und auch das Internationale Olympische Komitee sich mit dem Thema auseinandersetzen und sich darüber unterhalten. Ich tippe auf 55 Prozent Chancen pro Comeback, will optimistisch sein und Hoffnung haben. Es spricht schon einiges dafür.“

Michael Kern
GER 79

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Eine Antwort auf „Regattabericht: Die EM 2022 der 2.4mR Klasse in Quiberon“

  1. Moin Micha!
    Ein sehr schöner und ausführlicher Bericht der EM in Quiberon. Da hätte ich gerne dabei sein wollen, im Nachhinein. Und deine erbrachte Leistung auf dem Wasser war aller Ehren Wert, chapeau.
    Wolfgang, GER 81

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