von Heiko Kröger
Die 2.4mR ist ein trimmsensibles Kielboot. Schon kleine Fehler haben oft eine deutliche Auswirkung auf die Geschwindigkeit und/oder die Höhe am Wind. Daher ist es sehr wichtig, die Basics zu kennen.
Als ich mit der 2.4mR anfing zu segeln, habe ich mir die Trimmanleitung von Rickard Bjurström von der internationalen Homepage der Klasse heruntergeladen. Im Prinzip bin ich immer noch der Meinung, dass diese Trimmanleitung sehr gut ist.
Dieser Text ist also eine deutsche Zusammenfassung mit meinen eigenen Ansichten gemischt.
Das Boot
Im Prinzip haben alle Norlin MKIII die gleiche Rumpfform. Unterschiede gibt es in der Bauweise und den daraus resultierenden Unterschieden in der Steifigkeit und dem Gewicht. Ihr solltet versuchen, den Rumpf so leicht wie möglich zu gestalten.
Ich habe keinen Sitz im Boot und kann daher das maximale Kielgewicht von 181kg im Kiel fahren. Das bringt mehr aufrichtendes Moment (also weniger Krängung am Wind) und damit mehr Höhe und Geschwindigkeit.
Der Rumpf – bzw. der Schaum in Bug und Heck neigt dazu, Wasser aufzunehmen. Daher ist es sehr wichtig, das Boot öfters gut zu lüften und in der Sonne zu parken.
Der Schaum in der 2.4mR nimmt bis zu 6 kg Wasser auf!
Das Equipment
Alles am Boot muss unbedingt leicht laufen und funktionieren. Alle Schoten und Strecker sollen aus Dyneema mit oder ohne Mantel sein. Schoten mit Mantel, Strecker möglichst ohne – es sei denn, sie werden in Klemmen belegt. Dünne Schoten sind unangenehmer in der Hand, laufen aber auch besser durch die Blöcke. Ich ziehe Performance dem Komfort vor.
Grundeinstellungen Rigg
Mastfuss
Wir fangen mit der Position des Mastfusses an. Wir messen von der Achterkante des Hecks über das Deck, runter zu dem Punkt, an dem die verlängerte Hinterkante des Masts die Mastfussschiene trifft. Es kann nötig sein, dafür die Handpumpe auszubauen, da die im Weg ist. Der Abstand von der Achterkante Heck bis zum „Treffpunkt verlängerte Masthinterkante – Mastfussschiene“ soll 272 cm betragen.
Mastfall
Am Grossfall wird ein Maßband befestigt und maximal nach oben gezogen. Das Maßband wird dann an der Hinterkante des Hecks abgelesen. Der Mastfall sollte 562-564 cm betragen. Je höher das Kielgewicht ist, desto weiter kann der Mast nach hinten fallen. Die Wanten werden zum Messen auf Spannung gebracht und das Achterstag ganz leicht angesetzt, sodass das Vorstag und Achterstag nicht durchhängen. Wichtig ist, dass man vor dem Messen das Achterstag einmal richtig stark anzieht und dann wieder löst, damit das Vorstag einmal auf Spannung war.
Wantenspannung
Hier wird es spannend (kleiner Wortwitz – stimmt aber). Wenn man keine stufenlose Verstellung hat, muss man vor dem Lauf die Spannung einstellen. Dass der Mast immer gerade (Bb – Stb) im Schiff stehen muss, ist Voraussetzung!
Grundsätzlich gilt: je mehr Wind, desto mehr Spannung.
Bei Wenig Wind können die Wanten relativ lose gefahren werden. 80gk Spannung reichen aus. Ab 10-12 Knoten heisst es aber Druck machen. Bis zu 230 kg sind machbar.
Bitte daran denken, dass man vor dem Wind die Hebel öffnen muss um die Wantenspannung zu reduzieren. Sonst kann der Mast nicht nach vorne fallen. Geöffnete Hebel müssen auf dem Wasser auch wieder geschlossen werden können. Also ausprobieren, wo bei euch die Kräfte enden.
Da ich keine Unterwanten fahre, kann ich wenig dazu sagen. Grundsätzlich sollten die Unterwanten deutlich weniger Spannung haben, als die Oberwanten.
Salingspfeilung
Die Salinge sollten nur wenig nach achtern gepfeilt sein. Man misst die Pfeilung, in dem man eine (Segel-)Latte an den Oberwanten anlegt und den Abstand der Lattenhinterkante zur Mastnut misst. 25 mm sind maximal einzustellen.
Segeltrimm
Wir wollen möglichst schnell vor dem Wind und schnell und hoch am Wind sein.
Wenn der Mast richtig steht, können wir uns um die Segel kümmern.
Ich rate jedem davon ab, exotische Segel zu kaufen. Ein Segelmacher, der noch nie 2.4mR Segel gebaut hat, die auch internationale Erfolge zu verzeichnen haben, sollte nicht ausgewählt werden. Ich selbst nutze Faber&Münker Segel.
Mast- und Segeltrimm bestimmen die Balance des Bootes an der Kreuz. Ein schlecht balanciertes Boot hat Ruderdruck, ist dadurch langsam, fährt weniger Höhe und hat mehr Krängung.
Ein gut balanciertes Boot hat auch bei 25 Knoten Wind kaum Ruderdruck und fährt relativ trocken am Wind. Ein leichtes antippen des Leepedals muss reichen, um geradeaus zu segeln – sonst ist etwas faul.
Die Balance im Boot ist das perfekte Zusammenspiel von Gross und Fock. Bei Ruderdruck nur das Achterstag zu ziehen, ist nur die halbe Lösung des Problems.
Ich betrachte daher im folgenden Text immer nur Achterstag, Fock und Gross gemeinsam.
Wenig Wind 2 – 5 Knoten
Die Wanten haben eher wenig Spannung und das Achterstag ist etwas gezogen, um das Achterliek des Grosssegels zu öffnen.
Vorsicht mit der Grossschot! Die oberste Latte vom Grosssegel sollte etwa 10-15 Grad nach außen zum Grossbaum stehen. Je weniger der Wind weht, desto schwieriger ist das natürlich zu erreichen. Wer einen Traveller hat, kann den nach Luv ziehen. Ich habe keinen – es geht auch ohne!
Das Unterliek sollte eher straff, als bauchig gefahren werden. Bei wenig Wind reisst sonst die Strömung im Gross sehr schnell ab.
Die Fock wird bauchig gefahren. Das Achterliek ist ca. 15 – max 5 cm von der Saling entfernt. Wichtig ist, dass wenn eine kleine Windbö einfällt, die Fock zu lösen, sodass die Fäden stehen und nicht sofort anzuluven. Wir segeln ein Kielboot, das erst langsam Fahrt aufnimmt. Direktes anluven würde keine Fahrt und kaum Höhe bringen.
Leichter bis mittlerer Wind 6 – 10 knoten
Die Wanten haben mittlere Spannung und das Achterstag ist nur gering angezogen (der Grossschotzug reicht um das Vorstag zu strecken). Sobald Ruderdruck entsteht, wird das Achterstag dichtergezogen.
Die oberste Latte des Grosssegels ist parallel zum Grossbaum.
Grosscunningham ist lose.
Die Fock relativ gerade im Unterliek. Das Fockachterliek ist in Salingsnähe (ca. 6-5 cm).
Fockcunningham nur leicht angesetzt
Mittlerer bis frischer Wind 11 – 16 Knoten
Wanten dicht. Achterstag zunehmend dichter (das entscheidet der Ruderdruck!!!).
Oberste Latte im Gross klappt ca. 10 – 20 Grad nach aussen (je mehr Wind, desto mehr).
Wenig Grosscunningham ziehen.
Fock ist im Unterliek gerade. Das Achterliek ist an der Saling.
Fockcunningham dichter.
Frischer bis starker Wind 17 – 24 Knoten
Wanten dicht. Achterstag ziehen, bis Balance erreicht.
Grossschot bleibt bis 18 Knoten noch dicht und wird erst über 18 Knoten geöffnet.
Achtung: Das Grosssegel sollte nicht durchschlagen oder zusammenbrechen (starke Falten von der Baumnock zum Salingsbereich). Also vorsichtig mit dem Achterstag arbeiten.
Fock ist im Unterliek gerade. Das Achterliek ist an der Saling.
Fockcunningham dicht.
Starker Wind bis Survival Mode 25 – X
Achterstag ziehen, bis es maximal flach ist (nicht weiter!!!). Grossschot öffnen bis Balance erreicht ist. Das Gross sollte nicht oder nur ab und zu killen.
Fock ist im Unterliek gerade. Das Achterliek ist an der Saling. Wir brauchen den Druck in der Fock für die Balance.
Vor dem Wind
Wanten los. Mast nach vorne. Unterliek etwas lösen. Grosscunningham auf.
Der Baumniederholer wird so eingestellt, dass das Achterliek des Gross leicht twistet.
Vor dem Wind wird gekreuzt. D. h., wir fahren selten mit Wind direkt von hinten (180 Grad).
Je weniger Wind, desto spitzer (ca. 165 Gad) muss man fahren.
Der Grossbam ist im rechten Winkel zum Wind.
Die Fock immer so fahren, dass die Strömung in der Fock vom Achterliek zum Vorstag verläuft. Das erkennt man an Fäden, die man sich in die Mitte der Fock klebt.
Zum Schluss
Der richtige Trimm erfordert viel Übung und Gefühl. Es muss aber auch konsequent gemessen und kontrolliert werden. Markierungen auf allen Streckern sind daher unbedingt erforderlich!
Viel Spaß
Heiko Kröger