Was für ein toller und emotionaler Bericht vom Auftakt 2024 – Lucky Devil – oder „luck im unluck“…

In der Mittagspause in facebook gestöbert und es wird mir der Bericht von Wolfgang angezeigt. Lieber Wolfgang – ganz großes Kino – Du könntest Bücher schreiben – oder noch mehr davon! Ich war/bin durch Deinen Bericht quasi mit auf dem Wasser gewesen!

Da ich den Bericht so klasse finde, habe ich ihn hier „ganz frech“ reinkopiert 🙂 – Wolfgang, die Urheberrechte werden wir gemeinsam noch mit der Hefe/Gärste/Malz-Mischung „auslitern“ 🙂 … Jetzt aber genug Spannung aufgebaut, hier der Bericht… VG, Jan

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Ein Drama hat manchmal viele Akte

aber auch einen Held.

10 Jahre Lucky Devil (2014 – 2024)

Der ERCC, Essen Ruhr City Cup 2024, der 2.4mR

Akt 1: Bootsüberholung

Lucky Devil GER 81 wurde von mir im Februar/März 2024 (fast) komplett überholt. In der Halle in Hattingen wurde das gesamte Tauwerk erneuert! Am Ende noch von Marianne gesäubert und poliert.

Akt 2: Fahrt zum WSB, Boot aufbauen (an Land)

Beim WSB angekommen wurde so nach und nach das Boot aufgebaut. Mastsetzen mit Verklicker, Baum, Fock und Großsegel. Am Ende war es segelfertig, alles schien sich anstandslos zu bedienen, auch die elektrische Pumpe wie auch die mechanische Handpumpe.

Akt 3. Kranen und Liegeplatz einnehmen

Es war auf Windfinder vor Tagen schon zu sehen und zu erahnen, dass die Regatta genau am Wochenende mit fiesem Wetter, Wind, viel Wind und etlichen Regenschauern, Graupel und Gewitter zu rechnen hat. Deshalb den Freitag, 22.03. nutzen, um bei nahezu herrlichem Sommerwetter das Boot zu Wasser zu lassen. Alles kein Problem, es funktionierte mit anderen Teilnehmern zusammen wunderbar. Nur das Paddeln gegen den kräftigen Wind bis zum Liegeplatz war aufregend und kräftezehrend. Wir, Marianne und ich, können, brauchen oder möchten gerne einen breiten, nicht schaukelnden Steg als Liegeplatz für das Boot benutzen. Diesen gab es nur auf der rechten äußeren Seite vor dem Clubgelände, also seeseitig. Wir waren am Ende die einzigen, die sich dort „breitgemacht“ haben. Mit dem Handicap, das Boot so zu befestigen, dass es bei größerem Wellengang nicht so an den Leinen zieht, dass sie stramm wurden. Also 2 Springs (Leinen mit Gummizug) anbringen, die das Boot entsprechend in der Waage halten. Vor- und Achterleine müssen locker bleiben. Sonst gibt es fiese Schäden an Bug oder Heckbeschlag. Alles hat geklappt, also Abdeckplane (Nachthaube) befestigen und “Tschüss bis morgen“ sagen

Akt 4: Steuermannsbesprechung und Auslaufen zum 1. Start

Samstag, 23.03.: Die Steuermannsbesprechung sollte um 10 Uhr draußen nähe Kran stattfinden. Die 20 Teilnehmer der Veranstaltung, 4 hatten rechtzeitig noch abgesagt, versammelten sich dort. Doch genau da änderte sich das Wetter von Sonnenschein, auf Wolken, auf dunkle Wolken. Eine Regenwand aus Richtung Wehr baute sich auf, zog in Blitzeseile (1 Minute) in Richtung Club und dann goss es aus Kübeln, kurzzeitig kamen Graupel und Hagel hinzu und ein Blitz mit kurz darauf kommendem Donner aus Süd-Ost vervollständigte das Geschehen. Die Besprechung fand dann drinnen statt.

Fazit: Die Regatta soll pünktlich um 11 Uhr gestartet werden. Und wenn die Bedingungen zu schwierig werden würden, nichts wie hin zum Hafen bzw. Steg.

Ihr wisst vielleicht noch, wir (ich war) waren die „Einzigen“ Teilnehmer auf dem rechten festen Steg! Das Wetter beruhigte sich bald wieder. Doch windig, sehr windig blieb es immer. 20 – 30 Knoten!

Akt 5: Segel hoch, Ablegen vom Steg

Schwimmweste noch angelegt, Abschiedskuss und rein ins Boot- Wir brauchen immer einige Zeit, bis wir die Segel gehisst haben usw. und sofort. Aber das klappte auch. Doch Marianne bemerkte noch rechtzeitig, dass Fockschoten und Ausbaumerschot miteinander verdreht waren. Den Fehler konnten wir beheben. Und dann ging es endlich los. Achterleine mit Spring ausgehakt und zum Schluss Vorleine mit Spring ausgehakt. Das Boot war frei, ein kurzes Wegdrücken und ab in den Wind auf Halbwindkurs.

Das Abenteuer auf dem Wasser begann.

Akt 6: Funktionen am Wind Sb, am Wind Bb, Vorm Wind testen.

Es waren noch gerade 15 Minuten bis zum Start. Das Startschiff hatte sich vor dem Club (ca. 100 Meter entfernt) verankert. Die Luvmarke (7) mit Ablauf tonne war gelegt, sowie das Tor am Ende des Kurses in Lee (5). Das Boot war kaum in Fahrt, kamen die ersten Wasserschübe hinüber. Also E-Pumpe anschalten und hoffen, dass sie ihre Arbeit leistet. Doch Lucky Devil war irgendwie störrisch. Das Groß hatte eine Form, die einem Segel auf Halbwind und kurze Zeit später auf Amwind nicht würdig war. Ich hatte Mühe eine einigermaßen ausreichende Fahrt nach Luv zu realisieren. Die Zeit verrann, hatte vielleicht 100 Meter geschafft. Dann auf Halbwind, Abfallen auf Vorwind, Achterstag lösen und Groß weit raus und Baumniederholer stramm ziehen aber auch den Ausbaumer der Fock bis zum Anschlag ziehen und die Fockschoten entsprechend nachführen. Und das bei gut 4 – 5 Bf. und Böen mit 25 -30 Knoten. Ein Erlebnis, ein Teufelsritt hinunter zur Startlinie und dann alles wieder auf normale Fahrt auf Halbwind bringen, ein Unterfangen der besonderen Art. Ich habe es ja nicht anders gewollt, habe lange für diesen Event gearbeitet. So, das zweitschlimmste Problem war, die Regattauhr zu starten und die Signale des Startbootes mitzubekommen. Das hat allerdings überhaupt nicht geklappt, hatte mit dem Boot so viel Stress, dass ich alle Zeitpunkte verpasst hatte. Ich richtete mich an die Aktivitäten anderer Boote, die ja auch starten wollten. Hielt mich an Detlef (GER 99) und Niels (DEN 114), die wohl gerade Richtung? zur Startlinie unterwegs waren. Nur noch wenigen Sekunden, das Tuten vom Startschiff war leise zu hören und ab ging die „Post“. Hielt mich tapfer in Lee von Detlef und wartete, auf die erste Wende, sodass ich ebenso mein Ruder umlegte. Und es ging 15 Minuten !? Richtung Luvtonne, Wasser kam ständig über, ich war nass von oben bis unten und umgekehrt!? Es war ein Kampf, den niemand in so einer Weise erleben wollte. Die Wellen auf dem Baldeneysee sind kurz und hoch. Das Zusammenspiel von Wind, Segelstellungen, Kurswahl und evtl. Ausweichmanövern gegenüber vorfahrtberechtigten Booten ließ sich nicht so optimieren, ohne mit zu viel Krängung voranzukommen. Es war ständig der Kampf mit dem ins Boot schwappende / fließende Wasser, den insbesondere die Pumpen erträglich machen sollten. Ich verkürze das Ganze einmal, denn am Luvfass und der zu umfahrenden Ablauftonne ging es ab auf Vorwindkurs, ein Ritt auf Teufel komm raus. Das Boot versuchte einerseits über die Wellen in eine Art Gleiten zu kommen. Das Tückische ist jedoch, die Unterschneidung von vor dir laufenden Wellen. Sobald der Bug auch nur einige Zentimeter nach unten gedrückt werden würde, kann es zur Katastrophe führen. Das Boot taucht fast senkrecht ab, schwimmt kurz wie ein Korken, läuft voll Wasser und dann war’s das. Nur mit fremder Hilfe kann eine vollgelaufene 2.4mR wieder flott gemacht werden, d.h. längsseits eines Motorbootes (z.Bsp. DLRG) zum Hafen des Ausrichters geschleppt werden. Das alles ist Gott sei Dank bei mir nicht passiert. Mein Boot erreichte das Leetor, die nächste wilde Kreuz verlief Richtung Startschiff, da war dann auch die erste von zwei zu segelnden Runden geschafft. Nun das Ganze ähnlich so wie schon in der ersten Runde. Ich segelte am Anschlag, starr vor Nässe und Kälte, hielt aber erst einmal durch. Dann in Luv alles umrundet und dann ging es in ähnlicher Manier zurück Richtung Leetor. Es kommt wie es kommt, eine Halse musste her. Jeder Segler weiß, wie das gemacht werden muss. Die Umstände, der Stressfaktor haben dazu geführt, dass Ausbaumer und Fock sich knubbelten. Es heißt, glaube ich „Eieruhr einfangen“, eine Situation, die niemand bei solchen Bedingen auf dem Wasser erleben möchte. Nur mit Glück, mit viel Glück und Dusel kommt man aus dieser Misere allein wieder heraus. Es gelang mir, die Fockschoten in Verbindung mit hin und her des Ausbaumers wieder zu entheddern. War nach entsprechender Behandlung wieder auf Kurs und das ganz knapp vor dem Leetor. Glück gehabt! Aber ziemlich viel Wasser im Boot!

Akt 7: Auf Amwindkurs umlegen, Pumpen, pumpen, pumpen

Hatte Stress, sehr viel Stress!

Und genau in dem Moment, wo das Wetter extrem widriger wurde, flitzen Motorboote an mir vorbei. Wettfahrt abgebrochen, Wettfahrt abgebrochen, Wettfahrt abgebrochen, alles schnellstens in den Hafen oder zum Steg. – Ihr wisst ja noch, wir hatten unseren Liegeplatz als Einzige am anderen festen Steg, der noch 50 Meter weiter zu erreichen war. Einerseits war ich platt. Das Boot halbvoll Wasser. Das nächste vorbeifahrende Boot rief, ob ich Hilfe brauchte. Ich schrie „Ja“. Konnte in dem Moment nicht alles loslassen, wollte meine Fahrt / Geschwindigkeit nicht abbrechen. Es kam das Hilfe-bringen-wollende-Boot nicht zu mir! Also nicht nachlassen, weiter, weiter, weiter Richtung meines Anlegesteges. Hoffte, Marianne und andere Helfer stünden da in voller Erwartung, den ausgezehrten Mann und Boot anzunehmen. Eine Wende noch in Höhe des Anlegeplatzes, sah sofort Marianne in ihrem roten Dress und dann wurde es noch dramatischer als die 2 Runden zuvor auf dem Wasser.

Akt 8: Versuch des Anlegens, Festhaltens und sonst nichts

Ich kam auf Halbwindkurs angeschossen, versuchte eine Art Aufschießer zu machen. Marianne auf unsicheren Beinen in Schockstarre lief neben mir, bis der Bug fast unsanft an / in den vielen Fendern zum Stehen kam. Sie hielt das Boot am Vorstag fest, ich „hechtete“ in großer Not raus aus dem Boot. Es blieb allerdings nicht parallel zum Steg liegen, das Heck drehte sich mind. 45° von Steg weg. Unsere Festmacherleinen waren ca. 6- 7 Meter weiterentfernt fest installiert. Wir hielten in der Not dann das Boot zu zweit am Vorstag fest. Das Wetter rundherum war nass, stürmisch also mehr als unangenehm. Was nun? So konnten wir uns nicht aus der schlimmen Lage befreien! Es kam jedoch noch schlimmer. Ich, Wolfgang war einen Moment nicht präsent, etwas schwindelig oder ähnlich. Ich verlor die Balance Richtung See, sprang intuitiv auf den Bug des Bootes, schrie ein Mal laut um Hilfe. Das Boot sackte gleich bis zur Wasseroberfläche ab und schwamm unstabil. Hatte die schlimmsten Gedanken und Vorstellungen, was ich denn nun machen müsste, um der missliche Lage zu entgehen. War in Gedanken schon damit beschäftigt ins Boot zu springen und segeltechnisch irgendetwas zu veranstalten. Hatte im ersten Moment nicht mitbekommen, dass Marianne das Boot unter Todesangst noch weiter am Vorstag halten konnte. Als ich dies mitbekam, machte ich eine Art Hechtsprung auf den Steg, ohne dass Marianne ins Wasser fiel. Es wäre der Super Gau von allem gewesen, was wir jemals zusammen erlebt hatten. Wieder griff ich auch zum Vorstag und wir beiden hielten das Boot so weiter fest. Wo war nur Hilfe? Alles!? spielte sich am Schwimmsteg ab, wo 17!? andere Boote versorgt werden konnten/mussten. Schit happens! Es dauerte lange, bis Hilfe vom Wasser her kam. Von Landseite war niemand auf unser Drama aufmerksam geworden. Es war Stephan und Mitfahrer!?, die die „Sache“ übernahmen. Sie konnten mit Gewalt das Boot parallel zum Steg bekommen. Der Stand des Großsegels und der negative Windeinfluss hatte dies bis dahin ständig verhindert. Sie zogen zu zweit mit unserer „störenden“ Hilfe zur angestammten Liegestelle und machten das Boot ordnungsgemäß fest. Den Rest machten wir zwei später nach und nach fertig. Segel runter, Abdeckhaube drauf und Tschüss. Haben uns für alle Aktivitäten abgemeldet, keine Wf. am Samstag mehr, keine Wfn. am Sonntag mehr.

Das war die erste Regatta des Jahres 2024 mit dem Clou „10 Jahre Lucky Devil, 2014-2024, GER 81“ zu feiern.

Akt 9: Chillen bis in die Unendlichkeit

Ja, das versuchen wir hinzubekommen!

Wolfgang der Segler und der Held, besser die Heldin Marianne.

PS: Upps, aber Münster ruft!

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