von Stefan Klötzing
Am Freitag, den 30.09.2022 sind wir angereist. Es sind von Berlin nur 160 km und auch mit Anhänger in zwei Stunden zu schaffen. Leider sind wir erst am Spätnachmittag losgekommen, hatten dann Stau ohne Ende, so dass wir über drei Stunden gebraucht haben und erst im Dunkeln am Stadthafen angekommen sind und an den Bootsaufbau nicht mehr zu denken war.
So musste ich Samstag sehr früh aus den Federn, so dass ich bei noch trockenem Wetter um 07.00 Uhr mein Boot aufgebaut und gekrant habe.
Um Viertel nach neun war schon Steuermanns-Besprechung und dann um 09.40 Uhr bis 10.00 Uhr gemeinsames Auslaufen aus dem Stadthafen. Da auf der Elde, die den Stadthafen mit dem Plauer See verbindet, nicht gesegelt werden darf, hatte der Plauer Hai Live eine Ausnahmegenehmigung mit den zuständigen Stellen erwirkt, so dass in dem genannten Zeitfenster der Stadthafen segelnd verlassen werden durfte.
Pünktlich um 10.00 Uhr setzte der angekündigte Regen ein, der dann auch den ganzen Tag anhielt und das bei unter 10 Grad. Ich war aber gut gewappnet mit meiner neuen Neoprenkappe und meinem neuen -dichten- Trockenanzug.
Normalerweise gehöre ich zu den letzten, die den Hafen verlassen, aber das Zeitfenster kam mir sehr gelegen, so dass ich dieses Mal zu den ersten an der Regattastrecke gehörte, eine Stunde vor dem Ankündigungssignal. So konnte ich vor Wettfahrtbeginn die Weite des Plauer Sees genießen, auf dem aufgrund des Wetters niemand außer den 2.4mR-Seglern zu sehen war.
Wir hatten Südwind 20 kn, in Böen 25 kn und eine anständige Welle.
Um 11.00 Uhr wurde pünktlich gestartet mit 19 Teilnehmern. Es waren 28 gemeldet, aber es gab leider viele Absagen, überwiegend coronabedingt.
Die drei Wettfahrten des Tages konnten zügig gesegelt werden ohne lange Warterei auf stabile Windbedingungen. Es gab immer nur leichte Winddreher, die das Segeln aber spannend machten.
Bei den Vorwindkursen bin ich voll auf meine Kosten beim Abreiten der Wellen gekommen.
Mit meinen Platzierungen 4-3-3 war ich sehr zufrieden.
Am Ende der Wettfahrten mussten wir uns am Eingang der Elde bei einem Markierungsboot treffen, um dann gemeinschaftlich in den Stadthafen zu segeln.
Aufgrund des langen Wochenendes war Plau total ausgebucht, so dass wir beim Durchsegeln der Elde viele Zuschauer am Ufer hatten, die ihr Handy gezückt hatten und sich sehr an unserem Anblick erfreut haben. Und auch ich habe die Aufmerksamkeit, die uns da zu teil wurde, sehr genossen.
Nach der Ankunft im geschützten Stadthafen und dem Festmachen an den komfortablen Schwimmstegen, ging es um 17.00 Uhr zum Clubgelände des Plauer Hai Live, wo es Glühwein mit und ohne Alkohol zum Aufwärmen gab und für den Durst auch andere Getränke. Gegen den Hunger gab es leckere Grillwürstchen im Brot und gegen die Kälte Feuertonnen. Gegen den immer wieder aufkommenden Regen halfen die Zeltüberdachungen. Highlight des Abends: Nach einem heftigen Regenschauer zeigte sich doch tatsächlich die Sonne, und über dem Plauer See war ein wunderschöner, selten so intensiver Regenbogen zu sehen. Untermalt wurde das Ganze noch von einem Otter, Biber, großer Wasserratte?, die durch den Hafen ans andere Ufer schwamm.
Trotz des doch meist ungemütlichen Wetters war es ein sehr gemütliches Beisammensein.
Am nächsten Tag war es zwar noch regnerisch und weiterhin sehr kalt, aber der Regen ließ im Laufe des Nachmittags immer mehr nach. Die Windstärke war ähnlich wie am Vortag, aber nicht mehr ganz so heftig, und der Wind kam jetzt aus West, so dass wir mit einer deutlich geringeren Welle zu kämpfen hatten.
Wie auch am Vortag konnten die Wettfahrten in einem Zuge durchgezogen werden.
Auch an diesem Tag war ich mit meinen Platzierungen 7-2-6 zufrieden.
Kleine Anmerkung zur letzten Wettfahrt des Tages:
Beim letzten Mal an der Eins führte Heiko wie gewohnt das Feld an. Unmittelbar danach folgten Stefan Kaste, Bernd und Oliver. In einem etwas größeren Abstand kamen dann ich, Jan und Kristian.
Als Oliver an der Ablauftonne war, machte er unübliche Manöver. Ich dachte, er würde kringeln, aber das war es nicht. Später stellte sich heraus, dass ein Steuerseil gerissen war.
Oliver wählte dann die rechte Seite zum Runterfahren und hatte dort guten Druck. Bernd und Stefan fuhren weiter mittig mit eher weniger Druck. Ich wurde unterdessen von meinen direkten Mitseglern genötigt, immer weiteranzuluven. Vorteil: Auf der linken Seite war sehr guter Druck und mein Abstand zu Bernd und Stefan wurde immer kleiner. Kurz vor der Leetonne ging es Bernd auf den Zünder (später seine eigenen Worte), dass ich ihm immer näher kam und so ließ er sich von Stefan aufstacheln, mich hoch zu luven. Heiko war zu diesem Zeitpunkt schon im Ziel und Oliver hatte glücksrittermäßig eine Privatböe für den zweiten Platz. Stefan konnte ganz locker ins Ziel fahren, weil Bernd ja mit mir beschäftigt war mit Hochluven. Als Bernd dann zurückhalsen wollte, verklemmte sich an seinem Boot der Großbaum im Achterstag und so parkte Bernd ab und ich musste mit abparken, weil ich ebenfalls nicht zurückhalsen konnte. Jan und Kristian nutzten die Gunst der Stunde und fuhren als Vierter und Fünfter ins Ziel, ich dann als Sechster und Bernd als Siebter. Insgesamt konnte ich meinen dritten Platz verteidigen mit 4 Punkten vor Bernd.
Um 17.00 Uhr wurde dann auf dem Gelände des Plauer Hai Live, dieses Mal bei trockenem, sonnigem, aber immer noch kaltem Wetter der zweite Regattatag mit Glühwein etc. beendet. Dieses Mal gab es für das leibliche Wohl frische, sehr heiße Pizza auf die Hand aus einem mobilen Pizzaofen. Sehr lecker. Die Feuertonnen wurden auch wieder angeheizt. Auch dieser Abend war wieder sehr gemütlich, nicht zuletzt wegen der angenehmen und interessanten Gespräche.
Am Montag, den 03.10.2022 herrschte die gleiche Windstärke wie am Vortag, dieses Mal aus Nordwest. Ich hatte mir fest vorgenommen, meinen dritten Platz zu verteidigen.
In der ersten Wettfahrt lief alles noch ganz gut. Ca. 300m vor dem letzten Mal um die Eins wurde ich von Bernd unterwendet und genau in diesem Augenblick gab es ein lautes „Peng“ auf meinem Boot und das Groß rauschte aus. Ich zog wie nichts Gutes an der Großschot, aber nichts passierte. Ich drehte mich um, Ursache war ein abgerissener Großschotblock auf dem Deck. Also zog ich den Großbaum mit der Hand an und kreuzte so bis zur Eins. Der Platzverlust hielt sich bis dahin in Grenzen. Bernd wurde dritter und ich sechster in dieser Wettfahrt.
Die kurze Pausenzeit vor der nächsten Wettfahrt habe ich genutzt, um den Großblock wieder zu befestigen. Die Welt war noch in Ordnung. Immer noch dritter Platz, ein Punkt vor Bernd.
Letzte Wettfahrt: Ich hatte einen sehr guten Start und war als erster an der Eins. Meine Taktik: vor dem Wind immer in Bernds Verlängerung zu bleiben und auf der nächsten Kreuz immer über Bernd bleiben und immer mit ihm mit wenden. Dieser Plan ging leider nur bis zur Ablauftonne auf. Denn unmittelbar hinter der Ablauftonne wollte ich den Ausbaumer rausziehen, ging aber nicht. Ursache: Leider hatte ich bei der Reparatur des Großblocks die Ausbaumerleine mit eingebunden, so dass ich den Ausbaumer nicht betätigen konnte. Also Ausbaumerleine komplett rausziehen und wieder neu einfädeln, Fock ausbaumen. Hört sich nach keiner großen Sache an, hat mich aber leider etliche Plätze gekostet. Das hat mich so genervt, dass ich nicht mehr in meinen Regattamodus zurückfand. Da Bernd in dieser Wettfahrt den ersten Platz ersegeln konnte und ich leider nur 7. geworden bin, war meine Bronzemedaille futsch. Ich musste mich insgesamt mit dem vierten Platz zufriedengeben.
Fazit: Gerade bei Segeln mit viel Wind – einmal mehr sein Material prüfen.
Pünktlich um 15.00 Uhr war Siegerehrung, auf der wieder jeder seine Nevellüücht erhielt.
Es war ein tolles Regattawochenende und vielen Dank an alle, die das ermöglicht haben.
Schreibt wie er spricht und segelt, einfach Klasse!